Gedichtinterpretation Beispiel und Aufbau

Hier findest du den Gedichtinterpretation Aufbau in Deutsch ausführlich erklärt weiter werden 2 Beispiele für eine solche dargestellt, an welchem du üben kannst.

Diese ist ein wichtiger Teil der Gedichtanalyse, wobei es wichtig ist die Texte richtig zu interpretieren. Dazu ist es sehr hilfreich etwas über die jeweilige Literaturepoche zu wissen.

Wir empfehlen dir den hier beschriebenen Aufbau für deine Gedichtinterpretation:

  1. Einleitung: Information über Autor, Titel, Textsorte, Entstehungsjahr/Erscheinungsjahr, zentrale Thematik, Vorausschau auf die weitere Vorgehensweise
  2. Überblick über den historischen, geistesgeschichtlichen und Literatur-geschichtlichen Kontext
  3. Bezug zu den politischen Ereignissen in dieser Zeit
  4. Grundgedanken dieser Zeit
  5. Literarische Besonderheiten / Allgemeines in dieser Zeit
  6. Untersuchung im Hinblick auf seine Form, seinen Inhalt und seine Sprache aus epochenspezifischer Sicht
  7. Analyse der Form  (epochenspezifische Besonderheiten?)
  8. Inhaltlich: mit Formulierung der der zentralen Aussage des Gedichts (Inwieweit spiegelt der Gedichtinhalt  Grundgedanken seiner Entstehungszeit wieder?)
  9. Analyse der sprachlichen Gestaltungsmittel (epochenspezifische Besonderheiten? /Funktion und Wirkung für die Aussage)
  10. Schlussbetrachtung (persönliche Wertung, Bezüge zur Gegenwart/und/oder Einordnung in die Epoche, Bezüge zur Biographie des Autors, offene Fragen)

Beispiel einer Gedichtinterpretation: Mondnacht

Hier wird als Gedichtinterpretation Beispiel das Werk Mondnacht von Joseph von Eichendorff interpretiert. Dieses während der Romantik-Epoche entstanden um 1835. Den Text  zur Gedichtinterpretation findest du hier.

Dieses Eichendorff Gedicht Mondnacht begegnet uns zunächst formal in drei gleichartig gestalteten Strophen zu je vier Verszeilen. Die Überschrift weckt bereits Assoziationen. Mondnächte: dies sind Phasen, in denen etwas Unerhörtes passieren kann, denen ein Zauber nachgesagt wird, gleichsam ein Raum für irrationale, magische Vorkommnisse und Begegnungen.

Diese Vorahnungen werden durch die ersten zwei Verszeilen bestätigt: „Es war als hätt der Himmel die Erde still geküßt,“ Es gab einen Moment, in dem es so war, als hätten sich Himmel  und Erde in Liebe begegnet , sich berührt.

Dieser  magische Moment versetzt die Erde  in eine in eine sensitiv-emotionale Stimmung die über die dritte und vierte Zeile ausgedrückt wird: „Daß sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst.“ Dabei hat die Wortneuschöpfung „Blütenschimmer“ metaphorischen Charakter.

Sie lässt das Reflektieren des Mondlichts auf den Blüten sichtbar werden und betont dabei den wundersamen Moment der Begegnung zwischen Himmel und Erde. Unterstützend wirkt auch die Personifikation von Himmel und Erde. Der Himmel begegnet uns als sanfter Liebhaber, der nach einem stillen Kuss seine Geliebte, die Erde, von ihm träumend zurücklässt.

In der zweiten Strophe antwortet die Natur auf dieses unerhörte Ereignis, jedoch in der ihr gemäßen Sprache: die Luft geht ,die Ähren wogen, die Wälder rauschen. Die Ruhe, die in dieser Naturbewegung liegt wird durch die entsprechenden Adverbien “sacht“ und  „leis“ betont und vermittelt gleichsam sinnliche Eindrücke.

Abgesetzt, wie eine Zusammenfassung der Wirkung auf die Natur, erscheint die vierte Zeile der zweiten Strophe:“So sternklar war die Nacht“ Damit wird der magische Moment der obenbeschriebenen Begegnung nochmals unterstrichen.

In der letzten Strophe erreicht die Magie den Menschen, das Lyrische Ich (der Erzähler) meldet sich direkt zu Wort. Über das zentrale Bild der geflügelten Seele, die durch die stillen Lande fliegt, als ob sie nach Hause flöge, erfährt es den beglückenden Moment der Selbstfindung, der Auflösung aller Widersprüchlichkeiten.

Der Konjunktiv in der ersten und in der letzten Strophe (Z.1„Es war als hätt der Himmel“; Z.12 Als flöge sie nach Haus ) umrahmen das Gedicht und unterstreichen damit die Irrationalität dieses magischen Moments. Hier wird deutlich: Es gibt im Erleben des Menschen Momente, in denen sich Himmel und Erde zu berühren scheinen, in denen er sich im Einklang mit sich selbst befindet.

Dieser Rahmen wird auch in der syntaktischen Gestaltung aufrecht erhalten. So sind die erste und dritte Strophe durch Enjambements zwischen erster und zweiter sowie dritter und vierter Zeile gekennzeichnet. Im Gegensatz steht hierzu die zweite Strophe. Die Beschreibung der Naturvorgänge, der diesseitigen Ereignisse, ist im Indikativ gehalten und verwendet den Zeilenstil, zeigt damit die Erdgebundenheit dieser Vorgänge.

Die nachdenklich- sehnsuchtsvolle Stimmung des Werkes beruht auch auf seiner phonetischen Gestaltung.

Der dreihebige Jambus, der sich durchgängig durch alle drei Strophen zieht, vermittelt eine  ruhige Stimmung, die der Thematik entspricht. Der durchgängig beibehaltene Kreuzreim mit überwiegend reinen Endreimen (Abweichungen „Himmel“;“Blütenschimmer“) gibt dem Text etwas Liedhaftes, was seinen atmosphärischen Zauber nicht beeinträchtigt.

Mit diesem Gedicht ist Eichendorff ein unvergessliches Stück Stimmungslyrik  gelungen, welches zurecht zu den bekanntestenWerken der Romantik zählt, jedoch auch dem heutigen Rezipienten ein Gedankenbild liefert, welches dem eigenen Sehnen nach Einklang mit sich selbst und seiner Umwelt Worte gibt.

Gedichtinterpretation Beispiel: Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

 Hier wird das Gedicht Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ von Novalis aus dem Jahre 1800 interpretiert, welches du hier findest.

  • selbstständige Strukturierung der Aufgabenstellung: kurzer Überblick über Wesensmerkmale und gesellschaftlich-historische Hintergründe der Epoche;  Auseinandersetzung im Kontext der Epoche, Reflexion seines überzeitlichen Bedeutungsgehalts
  • Sachwissen über die Epoche der Romantik: Erschütterung des Vernunftglaubens durch die Gräueltaten in der Französischen Revolution, politische Unsicherheit durch napoleonische Freiheitskriege, Auflehnung gegen die Vernunft, Rückzug in eine Innerlichkeit, Betonung des Gefühls und der Sehnsucht widergespiegelt in bevorzugten literarischen Themen, wie Natur, Reisen, Wandern; Aufbrechen gattungsspezifischer Beschränkungen durch die Vermischung epischer, lyrischer und dramatischer Textsorten   
  • Gedichtinterpretation Beispiel: Einordnung in den Entstehungskontext ; Beschreibung der formalen Gestaltung (eine Strophe, 12 Verszeilen im Paarreim, einfach und klar in seiner formalen Gestaltung Erfassung des zentralen Inhalte: „spätes“ Novalis-Gedicht mit dem Kerngedanken: Abkehr vom Glauben des Aufklärungszeitalters, die Welt über naturwissenschaftliche und mathematische Verfahren begreifen zu können -> Vorherrschaft der Gefühle und der Kunst;  wenn diese betont werden, dann ist die Welt gerettet.
  • Analyse der inhaltlichen Gestaltung im Gedicht Beispiel:  Sinnabschnitte werden durch das jeweils einleitende„Wenn“ geschaffen (Anapher); Deutung dieser Sinneinheiten: Wenn…Z.1/2… die Welt nicht mehr logisch-mathematisch erklärbar ist, Z.3/4… Kunst/Musik/Emotionen tiefere Wissensschichten erschließen, Z.5/6… starre Ordnungssysteme wegfallen, erhalten wir unsere verloren gegangene Freiheit zurück (Freiheit im Sinne eines Naturzustandes)  Z.7/8… die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen und den Menschen in seiner Ganzheit zeigen Z.9/10 … einfache literarische Formen des Volkes das Wesen der Welt und des Menschen erklären Z.11/12 dann ist die Welt durch die Poesie gerettet -> das Dichterwort steht gegen die Formeln der Wissenschaft
  • Analyse der sprachlichen Gestaltungzahlreiche Enjambement schaffen Sinneinheiten;Reihung von Konditionalsätzen (Wenn….dann) bauen Spannung auf -> Wenn-Dann-Bezug karikiert die Betonung des Logischen in der Aufklärung, transportiert werden jedoch zentrale Anliegen der Romantik;  phonetische Nachgestaltung der Weltrettung durch die Sprache der Kunst und der Dichtung (geheimes Wort) ->Rhythmus- und Kadenzenwechsel in den Z.11/12

Der Aufbau einer Gedichtinterpretation – Tipps:

Hierbei ist es besonders wichtig, den „Rahmen“ des Textes  zu kennen. Oft kann man nur so die wahre Intention des Autors feststellen. So solltet ihr eine Vorstellung von den Ereigniss haben, die in der Zeit passiert sind, wo das Werk geschrieben ist. Ebenso wichtig ist es für den Gedichtinterpretation Aufbau, den ungefähren Werdegang des  Autors und seine Beweggründe grob zu kennen.

Bei dem Beginn von dem Gedichtinterpretation Aufbau überlegt ihr am besten zuerst, was an wichtigen Ereignissen passiert ist, als dieses verfasst wurde. Im zweiten Schritt lest ihr es noch einmal  genau durch und markiert alle Teile, bei denen ihr denk, dass der Autor nicht das meint, was er schreibt.

Diese Punkte geht ihr anschließend durch, dabei kann es bei der Interpretation sehr hilfreich sein, wenn ihr die Eckpunkte der Biografie des Autors kennt. Weiter empfehlen wir euch, die wichtigsten Punkte zu den verschiedenen Literaturepochen auswendig zu lernen. In diese lässt sich nahezu jedes davon einordnen und dadurch wisst ihr schon recht viel über die Inhalte, über welche in der jeweiligen Zeit Werke verfasst wurden. Die wichtigsten Punkte der Literaturepochen findet ihr ebenfalls hier.

Sehr hilfreich für eine Gedichtinterpretation ist es außerdem, die bisher im Unterricht besprochenen Epochen und Situationen von Autoren noch einmal zu wiederholen und diese sich genau anzugucken. Erfahrungsgemäß ist die Chance recht hoch, dass ihr eine Quelle  aus einer dieser Epochen ebenfalls in der nächsten Prüfung untersuchen müsst.

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