Die Literaturepoche der Empfindsamkeit – Merkmale, Werke & Vertreter

In diesem Artikel wird dir die Literaturepoche Empfindsamkeit mit Beispielen erklärt, wobei auf die Aspekte Merkmale, Werke und Vertreter besonders eingegangen wird. Den Begriff Empfindsamkeit prägte der Dichter Gotthold Ephraim Lessing. Dieser schlug das Adjektiv „empfindsam“ als deutsche Variante zu dem englischen „sentimental“ vor. Der Begriff „Empfindsamkeit“ ist ein Neologismus, also eine Wortneuschöpfung. Und wie du bereits an dem Namen erkennen kannst, spielen in dieser Epoche Gefühle eine wichtige Rolle.

Geschichtliche Einordnung

Die Epoche Empfindsamkeit versteht sich als Teil der Aufklärung und ist demnach in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu verorten. Genauere Versuche der Datierung setzen die Empfindsamkeit zwischen 1740 und 1790 fest. Die Anfänge der Empfindsamkeit liegen in Frankreich sogar noch etwas früher. Wenn wir uns einmal den geschichtlichen Hintergrund anschauen, dann wirst du feststellen, dass wir uns in der Zeit dem Tode von Ludwig XIV befinden. Die französische Gesellschaft möchte sich von den Zwängen des Absolutismus befreien.

Die Merkmale der Empfindsamkeit

Doch was macht die Literatur der Epoche Empfindsamkeit nun aus? Wie der Name bereits verrät, ging es hier darum endlich wieder über Gefühle sprechen zu können. Die Liebe, Mitleid, Ergriffenheit, Freundschaft und das Erleben der Natur und Idylle standen nun wieder im Mittelpunkt. Die Autoren zeigten nicht nur gerne ihre Gefühle, sondern schwelgten förmlich in ihnen. Sie sahen nicht mehr die Notwendigkeit ihre Gefühle zu verstecken, sondern erkannten diese als typisch menschliche Regungen an, die es zu teilen galt. Vielleicht erscheint es dir eigenartig, dass eine solche Epoche aus der Aufklärung entsteht.

Dies ist ein guter Gedanke, jedoch solltest du dazu noch wissen, dass die Empfindsamkeit nicht als Gegenbewegung, sondern viel mehr als Ergänzung zur Aufklärung zu sehen ist. Doch was bewegte die Schriftsteller dieser Zeit inhaltlich? Die Autoren wenden sich gegen die Herrschaft des Klerus und des Adels und stehen für die Bürger ein.

Es geht um eine Emanzipation von alten Herrschaftskonzepten und ebenfalls um den Aufruf sich seiner natürlichen Vernunft zu bedienen. Und hierbei spielen eben die Gefühle eine wichtige Rolle. Die Strömung Pietismus, welche dem Protestantismus angehört, stellt ebenfalls eine elementare Säule der Empfindsamkeit dar. Hier wird dazu aufgerufen Gott subjektiv wahrzunehmen und nicht mehr auf die Vorgaben der Bibel zu hören. Auch dieser Gedanke spielt in der Literatur der Empfindsamkeit eine bedeutende Rolle.

Wichtige Werke und Vertreter der Empfindsamkeit

Diese Epoche hat nicht nur einen neuen Weg gefunden Gefühle zum Ausdruck zu bringen, sondern du wirst auch schnell erkennen, dass hierbei auch bevorzugte Formen durch die Autoren gefunden wurden. Somit wurden gerne Dramen geschrieben oder auch Romane. Hierbei gibt es noch eine spezielle Form: Der Briefroman.

Aber auch das Epos, Lyrik, empfindsame Reiseliteratur und Idylle waren gern genutzte Formen des Ausdrucks. Betrachtest du dir die Werke, welche zu dieser Zeit geschrieben wurden, dann wirst du schnell feststellen, dass „Der Messias“ von Friedrich Gottlieb Klopstock als eines der bedeutenden Werke dieser Zeit zu verstehen ist.

Aber auch „Das Leiden des jungen Werther“, welches 1774 von Johann Wolfgang von Goethe geschrieben wurde, wird der Epoche der Empfindsamkeit zugeschrieben. Auch eine Frau nämlich Sophie von La Roche schrieb mit „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ im Jahre 1771 ein wichtiges Werk dieser Epoche. Weitere Autoren, die du aus dieser Zeit kennen solltest, sind Matthias Claudius, Johann Heinrich Voß oder auch Ludwig Heinrich Hölty. Inhaltlich gesehen bewegen sich die Autoren dieser Zeit in Themenbereichen rund um Freundschaft, Natur, Eltern- und Kindesliebe.

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