Wechselmodell: Alle Pro- und Contra- Argumente

Das Wechselmodell – eine Familienangelegenheit. In diesem Artikel wird die erklärt, was hinter dem Begriff Wechselmodell steckt. Dabei erfährst du, wie sich das Wechselmodell von seiner Alternative, dem Residenzmodell, abgrenzt. Außerdem werden die Vor- und Nachteile des Wechselmodells für dich verständlich dargestellt.

Der Begriff Wechselmodell kommt aus dem Familienrecht. Die meisten Kinder wünschen es sich natürlich nicht, aber dennoch kommt es in Deutschland jährlich zu tausenden Scheidungen von Eltern mit Kindern. Die Scheidungsrate lag in Deutschland im Jahr 2018 bei ca. 40%. Positiv ist, dass die Scheidungsrate seit Jahren kontinuierlich sinkt.

Wenn Eltern sich scheiden lassen und die Kinder noch unter 18 Jahren sind, also einen Erziehungsberechtigten benötigen, dann stellt sich die Frage, wer für die Kinder sorgt. Eine Möglichkeit sich um die minderjährigen Kinder zu kümmern, ist das sogenannte Wechselmodell. Dabei verbringen die Kinder zu ungefähr gleichen Teilen Zeit bei ihren Eltern. Wegen den gleichen Zeiträumen, die Kinder bei ihren Elternteilen verbringen, spricht man auch vom „paritätischen Wechselmodell“. „Paritätisch“ kommt vom lateinischen Wort „paritas“, was „Gleichheit“ bedeutet.

Wechselmodell: Ein Begriff, viele Bedeutungen

Der Idealfall ist das paritätische Wechselmodell, bei denen die Kinder jeweils 50% der Zeit bei einem Elternteil verbringen. Allerdings ist das in der Realität oft aus vielen Gründen so nicht durchführbar. Es kommt oft vor, dass ein Elternteil nur in Teilzeit oder gar nicht arbeitet und der andere Elternteil Vollzeit. Dann wird meist eine Aufteilung der Kinder vereinbart, wobei diese am Wochenende bei dem Elternteil sind, das Vollzeit arbeitet und unter der Woche bei dem Elternteil, das nicht oder in Teilzeit arbeitet. Du hast sicherlich gut aufgepasst und schnell im Kopf ausgerechnet: Eine 50/50 Aufteilung der Zeit geht so nicht. Bei Aufteilungen, die nicht 50/50 entsprechen spricht man daher auch von einem „unechten Wechselmodell“.

Das Wechselmodell ist übrigens noch unter einigen anderen Namen bekannt. Solltest du diese Begriffe hören, dann weißt du gleich: Es ist das Gleiche damit gemeint. Andere Namen für das Wechselmodell sind: Pendelmodell, Pendlermodell, Paritätsmodell und Doppelresidenzmodell.

Alternative: Residenzmodell

In der Praxis immer noch weitaus üblicher ist das Residenzmodell (auch Einzelresidenzmodell genannt). Bei dieser Alternative zum Wechselmodell wohnen die Kinder ganz überwiegend nur bei einem Elternteil und haben dort ihren Lebensmittelpunkt. Das andere Elternteil hat dabei ein Besuchsrecht, das die Eltern vereinbaren können oder das durch das Familiengericht bestimmt worden ist. Leben die Kinder zu über 70% bei einem Elternteil, dann spricht man vom Residenzmodell, ansonsten vom (unechten) Wechselmodell.

Pro-Argumente für das Wechselmodell

  • Bessere Verarbeitung der Trennung: Kinder kommen besser mit Scheidung ihrer Eltern klar, wenn sie mit beiden ungefähr gleich viel Kontakt haben.
  • Chance für die Eltern: Beide Elternteile haben die Möglichkeit an der Erziehung ihrer Kinder mitzuwirken und den Kontakt nicht zu verlieren.
  • Entlastung für die Eltern: Durch die Aufteilung sind beide Eltern jeweils nur zu ca. 50% mit der Erziehung beschäftigt, was eine Erleichterung für beide bedeutet. Außerdem sind beide Eltern unterhaltspflichtig, was eine faire Aufteilung der Kosten bedeutet.

Contra-Argumente gegen das Wechselmodell

  • Fehlende Beständigkeit: Das ständige Hin- und Herwechseln kann für Kinder eine Belastung darstellen, gerade dann, wenn die Wohnorte der Eltern weiter entfernt liegen.
  • Konfliktpotenzial: Beide Eltern müssen sich beim Wechselmodell ständig absprechen, schließlich sind sie beide für die Erziehung zuständig. Ist das Verhältnis der Eltern bereits sehr schlecht, führt das schnell zu häufigen Streits, was die Kinder zusätzlich belastet.
  • Verhaltenskonflikte: Getrennte Eltern haben häufig unterschiedliche Erziehungsmodelle. Kinder wissen dann oft nicht, wie sie sich richtig verhalten sollen, wenn die Eltern sich nicht eng absprechen. Auch besteht die Gefahr, dass beide Eltern bei Konflikten mit ihren Kindern schnell nachgeben, um nicht der „böse“ Elternteil zu sein.

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