Absurdes Theater – Definition, Stücke und Merkmale

In diesem Artikel soll Dir erklärt werden, worum es sich beim absurden Theater handelt. Natürlich werden wir vor allem auf die typischen und charakteristischen Merkmale eingehen, aber auch ein paar wichtige Stücke und Künstler erwähnen. So solltest Du bei Deiner nächsten Literaturgeschichte-Übung schnell und sicher die wesentlichen Züge des absurden Theaters erörtern können.

Definition und Ursprung

Das absurde Theater entstand vor allem in den 1950er Jahren und ist eine spezielle Richtung des Theaters. Besonders charakteristisch für Thema, Strukturierung und Inszenierung ist dabei die Betonung der Sinnlosigkeit des Lebens.

Die Ursprünge der ersten Aufführungen im Sinne des absurden Theaters sind in Frankreich zu finden. Die zeichneten sich vor allem durch groteske, unrealistische Inszenierungen aus, wobei einige Sprachforscher hier eine strikte Trennung von frühen experimentellen Stücken und späteren Werken, die sich eindeutig dem absurden Theater zuordnen lassen, fordern.

Die zentralen Charakteristika des absurden Theaters

Der wesentliche Unterschied zwischen frühen und späten experimentellen Aufführungen des absurden Theaters liegt vor allem in der Intensität der Umsetzung. Während frühere Werke eher sporadisch auf surreale Begebenheiten und exzentrische Inszenierung setzten, sind spätere Werke hier einen deutlich radikaleren Weg gegangen. Diese prägten auch den Begriff des „Antitheaters“. Dieser Begriff stammt daher, dass im Rahmen des extremen absurden Theaters wichtige Eckpfeiler vom klassischen Theater abgetragen wurden.

So spielten Zeit, Raum und Handlungseinheit kaum noch eine Rolle bzw. wurden sogar aktiv ad absurdum geführt, indem hier bewusst unrealistische Daten und Gegebenheiten integriert wurden. Wichtig hierbei ist allerdings, dass diese über bloße Fantasie hinausgehen, denn Stücke mit mystischer Thematik und religiösem oder magischem Thema gehören nicht zwangsläufig zum absurden Theater! Zentral ist vor allem die absichtliche realitätsferne Darstellung von Zeit, Raum und Handlung.

Unlogische Szenarien, nicht nachvollziehbare Abläufe und willkürlich gestaltete Dialoge sind besonders einprägsame Charakteristika des absurden Theaters. Hierbei liegt der gesellschaftskritische Aspekt im Vordergrund und dem Publikum soll mit einer vollends unlogischen Handlung symbolisiert werden, wie verloren und orientierungslos der Mensch ist. Die klassische Einteilung von Einleitung, Hauptteil / Höhepunkt und Ende ist ebenfalls nicht gegeben. Generell gibt es beim absurden Theater kaum Richtlinien oder Regeln, wodurch hier entsprechend viel Raum für Kreativität gegeben wird.

Berühmte Stücke

Als eines der populärsten Stücke des frühen, experimentellen absurden Theaters gilt „Ubu Roi“ von Alfred Jarry. Die Uraufführung fand 1896 in einem Pariser Theater statt und sorgte damals für großes Aufsehen, wurde von vielen gar als Skandal betitelt. Viele Zuschauer waren schockiert von der grotesken, sinnlosen und unrealistischen Inszenierung und verließen noch vor Ende der Vorstellung demonstrativ den Saal.

Noch radikaler wurden die Inszenierungen des späten experimentellen, absurden Theaters. Samuel Beckett und Eugène Ionesco gehören hier zu den wichtigsten Künstlern, deren Werke auch heute noch in den berühmtesten Theatern der Welt aufgeführt werden. Ein besonders populäres Stück, von dem Du vielleicht auch schon gehört hast, ist „Warten auf Godot“.

Die Interpretation des späten experimentellen, absurden Theaters war so intensiv, dass Sprachwissenschaftler hier inzwischen gar von einer Fortführung des Surrealismus sprechen. Zudem findet im Rahmen des absurden Theaters die von Sigmund Freud begründete Schule der Psychoanalyse und die damit einhergehende Beschäftigung mit dem Unterbewussten vermehrt Anklang. Viele Werke nehmen den Aspekt der Selbstreflektion auf und begeben ihre Hauptfiguren auf Entdeckungsreise, um das eigene Bewusstsein zu erforschen. Das Motiv der Sinnlosigkeit des Lebens wird später vor allem in Form des Existenzialismus weitergeführt, wobei hier der Aspekt des absurden, surrealen nicht mehr vorliegt.

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