Eine Anekdote schreiben – Aufbau und Merkmale

In diesem Artikel soll Dir erklärt werden, was eine Anekdote ist, wie Du eine gute Anekdote verfassen kannst und was es dabei zu beachten gilt.

Bei einer Anekdote handelt es sich um eine epische Kleinform, die meist in Prosa gestaltet ist. Es geht darum, eine Geschichte aus dem Leben einer bestimmten Person kurz und pointiert zu erzählen. Wichtig ist, dass Du nicht nur die Situation und äußere Begebenheiten schilderst, sondern vor allem auf den Charakter der jeweiligen Hauptperson eingehst.

Eine besonders authentische Eigenschaft der Anekdote ist der humorvolle Aspekt. Ähnlich wie in einer Satire kann die Geschichte mit einem spöttischen und überspitzten Ton dargestellt werden. Ob die Anekdote frei erfunden ist und Du Deiner Fantasie freien Lauf lassen kannst oder ob es sich bei der Hauptperson um eine prominente Figur handeln muss, ist nicht festgelegt und wird entweder in Deiner Aufgabenstellung definiert oder bleib Dir selbst überlassen.

 

Merkmale und Aufbau einer Anekdote

1)Erzählzeit Hauptcharakter und Einleitung

  • Die Anekdote wird stets in der Vergangenheit geschrieben
  • Du brauchst unbedingt eine Hauptperson, die als solche eindeutig aus dem Text hervorgehen muss und in der Einleitung vorgestellt werden sollte. Da nicht die Situation im Vordergrund stehen soll, sondern die Hauptperson, musst Du entsprechend auch auf den Charakter eingehen. Hier empfiehlt es sich, eine oder zwei bestimmte Charakterzüge auszusuchen, um die herum Du dann die restliche Geschichte aufbauen kannst. Da Anekdoten auch einen humorvollen Aspekt haben, sollte dies auch eine Charaktereigenschaft sein, die entsprechend Material für lustige Ereignisse bieten (zB. Schusseligkeit, Vergesslichkeit, Unpünktlichkeit…)
  • Die Einleitung sollte möglichst kurz gehalten werden und kann zB. auch nur kurz die Hauptperson und den Ort des Geschehens vorstellen

2) Zeitraum, Raum und Szene

  • Der Zeitraum, in dem Deine Anekdote spielt, ist zwar nicht definiert, sollte sich aber auf eine Szene beschränken. Wie Zeit und Raum innerhalb dieser Szene bestimmt werden, sollte entweder aus der Aufgabenstellung hervorgehen oder bleibt Die selbst überlassen.
  • So kannst Du beispielsweise eine Szene, die real nur zwei oder drei Minuten gedauert hätte mit vielen humorvollen Aspekten ausschmücken oder einen Zeitraum von mehreren Jahren kurz und pointiert mit einem roten Faden verbinden, der an einem authentischen Aspekt des Hauptcharakters hängt.

 

3) Perspektive

  • Deine Anekdote sollte natürlich auch stets in der Erzählerform geschrieben werden und nicht etwa aus der Ich-Perspektive. Dennoch solltest Du darauf achten, den Text so zu gestalten, damit der Leser das Gefühl hat, er wäre dabei gewesen.
  • Dabei darfst Du, je nachdem ob dies zu Deinem Stil passt oder nicht, durchaus auch den Leser direkt ansprechen oder in die Erzählung miteinbeziehen („Wie Du dir denken kannst…“, „…wenig überraschend hat unsere Erna das nicht mitbekommen…“ etc.).

4) Schlussteil

  • Bei der Anekdote ist nicht etwa der Hauptteil das Herzstück der Arbeit, sondern der Schluss. Dieser sollte mit einer Pointe, die einen Bezug zum Charakter und authentischen Eigenschaften der Hauptperson hat, enden. Überraschende Wendungen mit einem humorvollen Twist oder einer lustig beschriebenen Tragik eignen sich besonders gut für ein einprägsames Ende.
  • Du solltest jedenfalls darauf achten, das Ende nicht einfach abflauen zu lassen und allgemein etwas Witz und eine gewisse Tragikomik in Deine Anekdote einzubauen. Häufig ist das Ende auch mit einer Morallektion verbunden (zB. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“), wobei diese nicht direkt ausgesprochen, sondern eher unterschwellig sein sollte.

5) Fakten, Sprache und Wissen

  • Die Anekdote muss nicht unbedingt historische Fakten wiedergeben und somit auch nicht wahr sein. Es geht lediglich darum, eine pointierte Erzählung zu schaffen, die durchaus ausgeschmückt werden darf.
  • Sprache und Erählung sollten auf das Wesentlichste reduziert werden, um die kurze Form der Anekdote zu bewahren. Du solltest also unnötige Füllwörter und ein zu förmliches Vokabular vermeiden.
  • Die Anekdote sollte für den Leser ohne ausgiebiges Hintergrundwissen zu bestimmten Daten, Fakten oder Zusammenhängen verständlich sein. Wenn eine bestimmte Information für das Verständnis unerlässlich ist, solltest Du diese so kurz wie möglich in der Anekdote erwähnen.

Menü